Dienstag

23

Nov 2010

19.30

M. Lengfeld’sche Buchhandlung GmbH Kolpingplatz 1, 50667 Köln, Deutschland

Der literarische Picasso

Picasso hat rund 350 Poetische Texte und 2 Theaterstücke geschrieben. Dieser Umstand ist fast nur Fachleuten bekannt; bei denen jedoch gilt Picasso auch als ein bedeutender Dichter der klassischen Moderne.
Poetische Texte von Picasso sind überwiegend in der surrealistischen écriture automatique (automatisches Schreiben von Fließtexten, die den Assoziationen der Gedanken folgen) geschrieben. Picassos erstes Theaterstück Wie man Wünsche am Schwanz packt reflektiert die Knappheit der Versorgung im Zweiten Weltkrieg im besetzten Paris. Es wurde 1944 in einer Lesung „uraufgeführt", bei der sich die Crème der Französischen Literaten wie Sartre, Simone de Beauvoir oder Raymond Queneau als handelnde Personen einbrachten und Albert Camus Regie führte. Das zweite Theaterstück Vier kleine Mädchen entstand Ende der 1940er Jahre. Es spielt in einer Atmosphäre der Gärten- und Blumenpracht der Provence und vermittelt eine eigenartige Mischung von Traum, Abstraktion und Wirklichkeit, in der Picassos Bilderwelt in Wort und Fantasie wiederentsteht. Die Lesungen des Abends werden daher von Bildwerken Picassos begleitet.

Auf dem Höhepunkt der ehelichen Auseinandersetzungen mit seiner Frau Olga, die schließlich zu einer endgültigen gerichtlichen Trennung von Tisch und Bett führten und der parallelen Apotheose seiner geheim gehaltenen Geliebten Marie-Thérèse Walter, die ihm die Tochter Maya gebar, konnte Picasso um das Jahr 1934 nicht mehr malen und begann, poetische Texte zu schreiben.

Zur Einstimmung gibt es eine - dem Ort der Veranstaltung angemessene - Beschreibung des einzigen Zusammentreffens von Pablo Picasso und Marcel Proust.
Dem folgt eine Einführung zu den oben schon angedeuteten Hintergründen, garniert mit Poemen, die den Duft der Natur mit den Tränen des Daseins vermengen. Dies nicht ohne die Weckung von Picassos Liebe zu französischer Dichtkunst durch das Dreigestirn Salmon, Jacob und Apollinaire und die Einflüsse der surrealistischen Freunde Éluard und Breton zu erwähnen.
Goethes Gedichte sind gemalte Fensterscheiben vermag uns in die Welt der farbigen Worte und Assoziationen einzustimmen. Danach wenden wir uns Picassos Vier kleinen Mädchen zu und enden bei den blumig-fantastischen Regieanweisungen Picassos, die keiner Regiekunst zugänglich sind.
Ein Liebesbrief Picassos an seine Geliebte Marie-Thérèse Walter, die ja der Auslöser der Poesie Picassos war, soll den Abend beschließen.

© Johannes M. Fox

zurück